WERK 12, MÜNCHEN

PREIS FÜR DAS „BESTE BAUWERK“ DEUTSCHLANDS

Für das Werk 12 übernahm MasterPlan zwischen 2014-2019 die Projektsteuerung. Foto: Ossip van Duivenbode

Fotograf: Ossip van Duivenbode

WOW! AAHHH!


Seit 2007 werden besonders herausragende Bauten in Deutschland mit dem Preis des Deutschen Architektur Museums ausgezeichnet. In diesem Jahr entschied die Jury zugunsten des Werk 12 im Münchner Werksviertel. Dafür wurde MasterPlan 2014 mit der Projektsteuerung beauftragt und verantwortete die Realisierung der Pläne bis zur Inbetriebnahme im Mai 2019.

Das 7.700 Quadratmeter große und gemischt genutzte Gebäude steht auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände in der Nähe des Ostbahnhofs. Auch wenn die meisten Bauten in diesem experimentierfreudigen Stadtviertel auf ihre eigene Art kommunizieren, ist die Sprache des Werk 12 doch am offensivsten: Fünf Meter hohe Buchstaben zieren die gläserne Fassade mit Ausrufen, wie „AAHHH“, „HMPF“ oder „WOW“.

Gleichsam ungewöhnlich wie diese prägnante Kunstfassade ist die Geschichte hinter dem Gebäude: Der niederländische Pavillon auf der EXPO 2000 in Hannover begeisterte den Bauherrn so sehr, dass er ihn ursprünglich nach München holen wollte. Im Werksviertel sollte der Pavillon ein neues Zuhause finden. Wirtschaftliche Gründe machten dieses Vorhaben jedoch zunichte. Aber der Bauherr ließ sich nicht beirren und beauftragte das Architekturbüro ARGE MVRDV & N-V-O Nuyken von Oefele Architekten damit, ihm ein ähnlich spektakuläres, offenes und flexibles Gebäude zu entwerfen.

Die Architekten interpretierten die Forderung nach maximaler Flexibilität mit einem Bauwerk ohne den üblichen Gebäudekern. Auf Flächen von 30x30 Metern ließen sie den Nutzern freie Gestaltungsmöglichkeiten. Darüber hinaus besticht das Objekt durch seine extravagante Geschosshöhe: Im Innenraum entstanden durch Einbauten in Form von Möbeln zweite Ebenen zum Sitzen, Arbeiten und Entspannen.

Durch die umlaufenden, über drei Meter tiefen Balkone und die Kaskadentreppen sollen die Nutzer bewusst in Kontakt miteinander kommen. Die Aufzüge wurden nur schweren Herzens zusätzlich geplant – allerdings vom Gebäude abgerückt aufgestellt.

Die technische Umsetzung all dieser Ideen gestaltete sich – auch durch die unterschiedlichen Baunormen in den Niederlanden und in Deutschland – als wahre Herausforderung, die den Planungsbeteiligten alles abverlangte. Aus anderen Projekten Bekanntes und Bewährtes musste für das Werk 12 neu erfunden und so geplant werden, dass es den strengen Anforderungen bayerischer Genehmigungsbehörden und deutscher Gutachter entsprach.

Als für drei Geschosse und Zwischengeschosse ein Fitness-Center als Mieter gefunden wurde und auf dessen Wunsch ein 25 Meter langes Schwimmbecken in die ungewöhnliche statische Konstruktion integriert werden musste, waren die Grenzen des Machbaren für das Projekt erreicht.

Bei der Entscheidung für den Entwurf von MVDRV im Jahr 2014 hätte keiner der Beteiligten damit gerechnet, dass dieser einmal als Deutschlands bestes Bauwerk ausgezeichnet werden würde. Umso größer ist jetzt die Freude. Sie entschädigt für all die Anstrengungen in der Entwicklung und Realisierung von Werk 12.